Buchvorstellung von KARIN JERUSALEM, Mainz:
Ein Buch von Laura Imai Masai , das sich mit Leben und Tod behutsam auseinandersetzt. Schmerzlich aber auch tröstlich. „Wer eine große Trauer durchlebt, fragt sich an einem gewissen Punkt, was schwieriger ist, das Erlernen oder das Verlernen.
„Um die Wunden eines Lebens zu heilen, braucht es einen ganz besonderen Ort“. Am Hang des Kujirayama, eine Tagesfahrt von Tokio entfernt, steht inmitten eines großen Gartens das Telefon des Windes. Nimmt man den Hörer ab, kann man dem Wind lauschen und Stimmen der Vergangenheit hören. Nach dem Tsunami 2011 kommen viele Menschen, um Kontakt zu ihren verschollenen oder toten Angehörigen aufzunehmen. Über Dinge zu sprechen, die zu Lebzeiten…
…unausgesprochen blieben.
So kommt eines Tages auch Yui an diesen magischen Ort. Sie hat bei dem Tsunami ihre Mutter und kleine Tochter verloren und traut sich nicht mehr sich dem Leben zuzuwenden, versinkt in ihrer Trauer.
Sie begegnet dem Arzt Takeshi, der sein eigenes Trauma verarbeiten muss. Laura Imai Messina beschreibt sehr behutsam, mit zarten Worten diese Annährung. Die Angst Beider, ihre Verluste loszulassen, das Annähern Yuis an Takeshis kleine Tochter, ohne die eigene zu verraten.
Eine langsame, zarte Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf, die Vergangenheit rückt in den Hintergrund, und Yi begeift, „dass das Unglück immer Fingerabdrücke des Glücks auf sich trägt, und dass auch die Menschen, die uns beigebracht haben, zu lieben und gleichermaßen glücklich und unglücklich zu sein, solche Fingerabdrücke auf unserem Inneren hinterlassen haben.“
Laura Imai Masai, in Rom geboren, zog mit dreiundzwanzig Jahren nach Japan. Promovierte und arbeitet an verschiedenen Universitäten. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Tokio. „Die Telefonzelle am Ende der Welt ist ihr erster Roman und stand in Italien und Großbritannien lange auf der Bestsellerliste.