Buchvorstellung von KARIN JERUSALEM, Mainz:
Leontica, ein kleines Bergdorf im Tessin. Da ist Felice, der alte Kauz, zu Hause. Ein Eigenbrödler, den dennoch jeder kennt, der für jeden da ist. Acht Tage folgen wir ihm in den minütiösen Beschreibungen des Erzählers, des namenlosen Nachbarn, der diese acht Tage vom Aufwachen bis zum Schlafengehen mit Felice verbringt.
„Tage mit Felice“ im italienischen Titel „La pozze de Felice“ ist eine minimalistisch erzählte Geschichte. La pozze ist die Pfütze, zu der Felice jeden Morgen zwischen fünf und sechs Uhr aufbricht, den Berg hinauf, ob Sommer ob Winter. In dieser Pfütze zu baden bei Sonne, Regen oder Schnee ist der Beginn jeden Tages und wenn dann noch der erste Sonnenstrahl wärmend über die Simanospitze steigt, in den Augen sich leuchtende Berge spiegeln, ist das einfach das „einfachste Glück“. Der Alltag und diese Geschichte fließen dahin.
Mit Holzhacken, Sehen was der Garten noch bereit hält, Pilze finden im Wald und mit Käse nach Hause Zurückkehren, zwischen all dem ein paar Seiten in einem Buch lesen, das dann wieder in der Schublade des Küchentischs verschwindet, eine Runde durch die Dörfer, ein Mittagessen, ein immer wieder Kümmern und Sorgen und am Abend dann zu Hause mit einem Tee den Tag in die Nacht verabschieden. Dort oben, im Bleniotal, den Härten der Jahreszeiten ausgesetzt, sind die Menschen spröde und wortkarg und doch ist da eine starke Gemeinschaft, die Leben und Tod oder den Einbruch eines neuen Zeitalters ganz selbstverständlich teilt. Bei All dem, kommen wir nicht drum herum uns Felice als einen glücklichen Menschen vorzustellen, dafür steht schon sein Name. Auch wenn, wir en passant Splitter aus seinem Leben erfahren, die nicht nur von einem schönen Leben erzählen.
Wir Leser erfahren viel über die Geschichte des Dorfes, über das Leben und seine Wertigkeit, über die kleinen Dinge und die Verrücktheiten des Alltags.
Fabio Andita erzählt mit großer Gelassenheit zauberhaft poetisch von den elementaren Dingen des Daseins, vom Unglück der Menschen und am meisten jedoch vom Glück der Kargheit, vom Gelingen des Lebens und dem gelungenen Abschied davon. In all das Eingebettet ist auch der Tod eine Alltäglichkeit des Lebens. Ein Buch der Langsamkeit und Stille und beglückender Schönheit.